Hilfe für energiepolitische Entscheidungsträger bei der Bewältigung der COVID-19-Krise

Ein Forschungsteam im Bereich Energie- und Klimapolitik hat Empfehlungen für einen Rahmenplan mit verschiedenen Zeithorizonten ausgesprochen, um inmitten der aktuellen Coronavirus-Pandemie den Übergang zu sauberer Energie zu unterstützen.

Angesichts des Notstands in der öffentlichen Gesundheit und aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie müssen die Entscheidungsträger in Energie- und Klimapolitik politische Maßnahmen entwickeln, die die neuen Umstände berücksichtigen. Unterstützt durch das EU-finanzierte Projekt INNOPATHS (Innovation pathways, strategies and policies for the Low-Carbon Transition in Europe) hat ein Forscherteam einen Rahmenplan vorgeschlagen, um für kurz-, mittel- und langfristig erforderliche klima- und energiepolitische Maßnahmen einen wichtigen Beitrag zu leisten. Diese Empfehlungen wurden in der Fachzeitschrift „Joule“ veröffentlicht. „Dieser Kommentar möchte energiepolitischen Entscheidungsträgern helfen, durch die Krise zu navigieren, wobei der Schwerpunkt auf politischen Rahmenbedingungen für CO2-neutrale Energiesysteme liegt.“

In einer Pressemitteilung auf „EurekAlert!“ wird der Autor Tobias S. Schmidt von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH), einem INNOCENT-Projektpartner, wie folgt zitiert: „Wir schreiben diesen Kommentar, während COVID-19 das wirtschaftliche Umfeld eines Energiewandels hin zu sauberer Energie grundlegend verändert, was politischen Entscheidungsträgern innerhalb eines kurzen Zeitraums wesentliche Entscheidungen abverlangt.“ Er fügt hinzu: „Während in vielen Blogs oder Kommentaren gewissermaßen ‚Einkaufslisten‘ vorgebracht wurden, welche Maßnahmen zu treffen sind oder welche Technologien unterstützt werden sollten, fehlte es vielen Ratschlägen an Struktur.“

In ihrem Kommentar im Journal „Joule“ argumentieren die Forschenden gegen kurzfristige, kleine „grüne Erfolge“, die langfristige, bedeutsame Veränderungen verhindern könnten. „Ein Drängen auf kleine, sofortige ‚grüne Erfolge‘ könnte von Maßnahmen ablenken, die langfristig einen echten Unterschied im Energiewandel machen. Dies ist insbesondere wichtig, wenn es darum geht, Unternehmen in Branchen mit hohem CO2-Ausstoß zu retten.“

In der gleichen Pressemitteilung auf „EurekAlert!“ führt Prof. Schmidt weiter aus: „Rettungsmaßnahmen sollten Branchen ausschließen, die eindeutig nicht mit dem Pariser Übereinkommen vereinbar sind, wie die Gewinnung von Teersand. Gleichzeitig müssen Rettungsentscheidungen in erster Linie den gesellschaftlichen Wert einer durchgehenden Versorgung und der Sicherung von Arbeitsplätzen berücksichtigen.“ Er argumentiert, dass die „politischen Entscheidungsträger erwägen sollten, ihren Einfluss bei Geschäftsaktivitäten zu erhöhen, um Wege in die Zukunft zu gestalten, die mit dem Pariser Übereinkommen vereinbar sind; beispielsweise durch die Übernahme von Beteiligungen oder indem sie sich bei geretteten Unternehmen ein Mitspracherecht hinsichtlich zukünftiger Strategien sichern.“

Kurzfristig oder langfristig

In ihrem Kommentar weisen die Forschenden auf die kurzfristige Reduzierung der CO2-Emissionen und der Luftverschmutzung hin, die auf „die Reisebeschränkungen und die zeitweise Stilllegung von Produktionsstätten zurückzuführen ist“. Wie in der Pressemitteilung angemerkt wird, fügt Prof. Schmidt hinzu, dass diese Entwicklung „keine bedeutsamen Effekte auf den Klimawandel haben wird“. „Für die Dekarboniserung unserer Energiesysteme und unserer Industrie benötigen wir strukturelle Veränderungen, die mehr und nicht weniger Investitionen bedeuten.“

In ihrem Kommentar kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass als Teil der Reaktion auf die COVID-19-Krise, „die Strukturierung der Herausforderungen, die in verschiedenen Zeithorizonten aufkommen, und die Bereitstellung von Leitprinzipien derzeit am nützlichsten sind.“ Die von den Forschenden vorgeschlagenen Prinzipien lauten: „(1) Kurzfristige Überreaktionen vermeiden. (2) Mittelfristig neue Möglichkeiten für den Energiewandel nutzen. (3) Entwicklung einer neuen Politikgestaltung, die zukünftigen Krisen standhält.“ Das Forscherteam fügt hinzu: „Während sich die Politik gerade zurecht auf die gegenwärtige Krise der öffentlichen Gesundheit konzentriert und ihre unmittelbaren Auswirkungen zu minimieren versucht, ist es wichtig, sich in dieser neuen Situation zurechtzufinden, ohne den zwingend notwendigen Übergang zu sauberer Energie zu gefährden.“

Das INNOPATHS-Projekt, das im November 2020 endet, möchte „einen Strategie-Vorschlag für die EU zur Verringerung der CO2-Emissionen entwickeln, der effektiv umgesetzt, akzeptiert und gut gesteuert werden kann“, wie auf der Projektwebsite erklärt wird.

Weitere Informationen:

INNOPATHS-Projektwebsite


last modification: 2020-05-26 17:15:01
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