Untersuchung der Effizienz und Nachhaltigkeit von Lieferketten

Von der EU unterstützte Forschende entwickeln ein Simulationsmodell für eine reale Lebensmittelversorgungskette und überprüfen das aktuelle Wissen über Lieferketten der nächsten Generation.

Schätzungsweise 11 Millionen landwirtschaftliche Betriebe in der EU produzieren landwirtschaftliche Produkte, die von rund 300 000 Unternehmen verarbeitet werden. Diese Verarbeitungsunternehmen verkaufen ihre Produkte wiederum an 2,8 Millionen Lebensmittelhändler und -anbieter, die diese Lebensmittel dann den 500 Millionen Verbrauchenden der EU zur Verfügung stellen. Damit diese Lebensmittelversorgungskette reibungslos funktioniert und die Produkte die Verbrauchenden in gutem Zustand und pünktlich erreichen, ist eine effiziente Bestands- und Transportverwaltung erforderlich.Mit dem Ziel, Lieferketten wirtschaftlich effizienter zu gestalten, hat das EU-finanzierte Projekt Diverfarming (Crop diversification and low-input farming across Europe: from practitioners engagement and ecosystems services to increased revenues and chain organisation) ein mathematisches Modell entwickelt, das ein nationales Vertriebsnetz für Tiefkühlprodukte aus diversifizierten Anbausystemen simuliert. Das Forschungsteams hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Auswirkungen verschiedener Bestandsverwaltungsrichtlinien und Transportkapazitätssysteme auf Kosten und Kundenservice zu ermitteln. Das Simulationsmodell wird in einem im „International Journal of Simulation Modeling“ veröffentlichten wissenschaftlichen Artikel beschrieben.

Durch die Integration von Transportressourcen und Bestandsverwaltung erleichtert das Modell die Entscheidungsfindung bei der Planung von Vertriebskapazitäten. Es analysiert die Leistung der relevanten Lieferkette in verschiedenen Szenarien, in denen bestimmte Parameter variieren: die Zeit, die benötigt wird, um LKW zur Verfügung zu stellen, die Zeit, die benötigt wird, um die LKW, den Bestellpunkt und den gewünschten Bestandsstatus zu erhalten. „Die Ergebnisse bieten die beste Entscheidungsalternative in Bezug auf Kosten und Lagerbestände, wenn der Lebenszyklus der Transportkapazität, die Zeit für den Erwerb zusätzlicher Transportkapazitäten, der Bestellpunkt in Lagertagen und der Zielbestand berücksichtigt werden“, heißt es in der Studie. Das Simulationsmodell für die Systemdynamik könnte auch an andere Lebensmittelversorgungsketten mit unterschiedlichen Vertriebszentren angepasst werden, welche Bestandsrichtlinien und Transportkapazitätsverwaltung erfordern.Die technologischen Fortschritte, die durch die vierte industrielle Revolution oder Industrie 4.0 eingeläutet wurden, könnten die Nachhaltigkeit aktueller industrieller Systeme beeinträchtigen. Daher sind für Lieferkettensysteme Verwaltungspraktiken erforderlich, welche diese Fortschritte nutzen und gleichzeitig Aspekte der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit berücksichtigen, um den negativen Auswirkungen von Industrie 4.0 entgegenzuwirken.

Vor diesem Hintergrund hat das Forschungsteam von Diverfarming einen Literaturüberblick zur aktuellen Forschung über Lieferketten 4.0 (Lieferketten, welche die Technologien der Industrie 4.0 verwenden) durchgeführt. Der Überblick wurde in der Fachzeitschrift „Sustainability“ veröffentlicht. Darin werden 54 Artikel zu Lieferketten besprochen und nach wirtschaftlicher, sozialer sowie ökologischer Nachhaltigkeit klassifiziert. Die Ergebnisse zeigen, dass bei der einschlägigen Untersuchung der Lieferketten der nächsten Generation den wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde als den sozialen.

Das Ziel des Projekts Diverfarming ist die Steigerung der Diversifizierung und der biologischen Vielfalt in Europa sowie die Förderung der nachhaltigen Entwicklung der Bioökonomie. Das Projekt endet im April 2022.

Weitere Informationen:

Diverfarming-Projektwebsite


last modification: 2020-11-20 17:15:02
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