Die Rolle der Genetik bei geringem und großem Geburtsgewicht

Eine EU-finanzierte Studie hat gezeigt, dass die Genetik einer Mutter und ihres Baby zu sehr geringen und großen Geburtsgewichten beiträgt.

Laut einer neuen Studie – mit Unterstützung der EU-finanzierten Projekte DYNAHEALTH, LIFECYCLE, EDCMET, EUCAN-Connect und CAPICE – spielt die Genetik beim Auftreten eines geringen beziehungsweise großen Geburtsgewichts eine erhebliche Rolle. Die Studie zeigte, dass sowohl die Genetik der Mutter als auch die des Babys sich in den meisten Fällen auf die Größe voll ausgetragener Säuglinge auswirkt, wenn diese Babys zu den untersten bzw. obersten 10 % auf dem Gewichtsspektrum bei Geburt zählen.

Allerdings wiesen die Ergebnisse für die Babys mit den geringsten Geburtsgewichten auf eine komplexere Reihe von Faktoren hin. Nachdem 190 häufige genetische Variationen untersucht wurden, die sich auf das Geburtsgewicht auswirken, stellte die Forschungsgruppe bei den geringsten 3 % weitere Faktoren – z. B. umweltbezogene oder seltene genetische Einflüsse – fest, die zum Geburtsgewicht dieser sehr kleinen Säuglinge beitrugen. „Dieses Wissen wird sowohl Eltern als auch medizinischen Fachkräften dabei helfen, zu verstehen, in welchen Bereichen medizinische Hilfe notwendig ist. Die Genetik spielt bei diesen drei Prozent der Säuglinge mit dem geringsten Gewicht eine untergeordnete Rolle, was nahelegt, dass möglicherweise andere Faktoren wie die Gesundheit der Plazenta sich auf ihr Gewicht ausgewirkt haben“, so der Hauptautor Dr. Robin Beaumont von der medizinischen Fakultät der Universität Exeter in einer Pressemitteilung.Bei voll ausgetragenen Säuglingen mit einem sehr geringen oder sehr großen Gewicht kommt es im Vergleich zu Babys, die näher am Durchschnittsgewicht liegen, häufiger zu Komplikationen. Laut einer in der Fachzeitschrift „PLOS Genetics“ veröffentlichten Studie besteht bei Babys unterhalb der 10. Perzentile ein höheres Risiko von negativen Ereignissen wie zum Beispiel Stillgeburten. Am anderen Ende des Spektrums besteht bei Säuglingen innerhalb der obersten 10 % bezüglich des Geburtsgewichts „ein höheres Risiko eines Geburtsstillstands, der sowohl für die Mutter als auch das Baby zu Komplikationen führen kann, z B. zu Verletzungen, zu einer neonatalen Hypoglykämie und sogar zum Tod des Kindes“, heißt es in der Studie.

Um das Ausmaß des genetischen Einflusses der Mutter und des Fötus auf das Geburtsgewicht zu bestimmen, berechnete das Forschungsteam genetische Werte für das Geburtsgewicht bei fast 12 000 Babys und 5 200 Müttern mit europäischer Abstammung. Die Werte spiegeln den direkten genetischen Beitrag der Säuglinge zum Geburtsgewicht sowie den indirekten Beitrag der Mütter durch die intrauterine Umgebung wider. Die Mütter und Säuglinge stammten aus zwei britischen Studien: der Avon Longitudinal Study of Parents and Children (Avon-Längsschnittstudie zu Eltern und Kindern) und der Exeter Family Study of Childhood Health (Exeter-Familienstudie zur Kindergesundheit) sowie zwei finnischen Studien (zu nordfinnischen Geburtskohorten aus den Jahren 1966 und 1986).

„Es ist wichtig, die Gründe dafür zu bestimmen, warum Babys mit einem geringen Gewicht zur Welt kommen, da sie dadurch im Verlauf ihrer Leben zusätzlichen Gesundheitsrisiken wie Diabetes und Bluthochdruck ausgesetzt sind“, merkt der Ko-Hauptautor und klinische Professor Sailesh Kotecha von der Universität Cardiff in derselben Pressemitteilung an. „Unsere Arbeit … macht es wahrscheinlicher, dass die Genetik gemeinsam mit mütterlichen und plazentabezogenen Faktoren in Betracht gezogen werden könnte, um die Säuglinge zu bestimmen, die mit der größten Wahrscheinlichkeit hinter ihrem Wachstumspotenzial zurückgeblieben sind“, fügte er hinzu.

DYNAHEALTH (Understanding the dynamic determinants of glucose homeostasis and social capability to promote Healthy and active aging) endete 2019. LIFECYCLE (Early-life stressors and LifeCycle health) und CAPICE (Childhood and Adolescence Psychopathology: unravelling the complex etiology by a large Interdisciplinary Collaboration in Europe) werden 2021 zu Ende gehen. EDCMET (Metabolic effects of Endocrine Disrupting Chemicals: novel testing METhods and adverse outcome pathways) und EUCAN-Connect (A federated FAIR platform enabling large-scale analysis of high-value cohort data connecting Europe and Canada in personalized health) haben zwei Jahre ihrer fünfjährigen Laufdauer abgeschlossen.

Weitere Informationen:

DYNAHEALTH-Projektwebsite

LIFECYCLE-Projektwebsite

EDCMET-Projektwebsite

EUCAN-Connect-Projektwebsite

CAPICE-Projektwebsite


last modification: 2021-01-18 17:15:01
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